Hallo ihr Lieben,
vor einigen Jahren hatte ich bereits meinen ersten Blog übers "Schwanger sein" verfasst. Nun ist es an der Zeit einen neuen Blog zu starten. Es ist kaum zu glauben, aber ich bin schwanger.
In meiner ersten Schwangerschaft habe ich fieberhaft versucht ein gesundes Baby auf die Welt zu bringen. Meine erste Tochter Alisha hatte das Ullrich-Turner-Syndrom und starb in meinem Bauch in der 19. Schwangerschaftswoche (SSW). Dann kam mein kleines Sternchen Jemie, welches ganz am Anfang der Schwangerschaft, schon kurz nach dem positiven Test, uns wieder verließ. Es folgte meine dritte Schwangerschaft mit meiner gesunden Tochter auf Erden: Leyla. Auch diese Schwangerschaft hatte viele Höhen und Tiefen - mit frühen Wehen, einer schlechten Versorgung meiner Plazenta und so weiter. Alles in allem waren es keine einfachen Schwangerschaften. Kurz vor dem ersten Geburtstag meiner Leyla kam die schockierende Diagnose: Morbus Hodgkin - Lymphdrüsenkrebs. Ich kämpfte mich durch die Chemotherapien und bin seit dem 28. Mai 2020 stolze fünf Jahre krebsfrei.
Mein Mann und ich wünschten uns noch sehr ein zweites Kind. Aber ich wollte keinesfalls noch einmal eine schwere Schwangerschaft durchstehen. Ich hatte auch Angst vor möglichen Nebenwirkungen meiner vergangenen Chemotherapie. So entschieden wir, dass wir gerne einem Kind ein Zuhause schenken möchten, ohne selbst zu kugeln. Sowohl Adoption als auch die Dauerpflege kamen für uns in Betracht. Wir nahmen an einem ca. 6 Monate andauernden Bewerberprozess teil und beim abschließenden Hausbesuch kam unser Kindervorschlag: ein kleiner Bub von 6 Monaten. Der kleine Mann eroberte sofort unsere Herzen im Sturm. Seither leben wir zu viert. Unsere leibliche Tochter und unser kleiner Bub als Dauerpflegekind - und wir, Mama und Papa.
Wir haben uns so genau richtig gefühlt - ein Leben zu viert. Wir befinden uns mitten im Hausbau und wir können hoffentlich in den nächsten zwei Monaten einziehen.
Meine Onkologin glaubte nicht so recht daran, dass ich nochmals nach der Chemotherapie schwanger werden könnte. Meine Frauenärztin war sich hingegen nicht ganz so sicher und so beschlossen wir, dass ich dennoch mit dem Verhütungsring verhüten würde. Und so verhütete ich die vergangenen fünf Jahre mit diesem. Im Mai wunderte ich mich über meine Tage. Sie waren nicht so stark wie gewöhnlich. Aber dennoch dachte ich mir nichts dabei. Denn wir hatten ja verhütet und schwanger kann ich doch vermutlich eh nicht werden. Als ich meine Tage hatte, sagte ich zu meinem Mann, dass wir in Zukunft nicht mehr hormonell sondern mit Kondomen verhüten sollten. Ich möchte meinen Körper nicht jahrelang mit Hormonen vollstopfen. So setzte ich keinen neuen Ring mehr ein. Ich wunderte mich über die immer wiederkehrende Übelkeit, aber vermutete eine Magenschleimhautentzündung. Ich hatte dies schon öfters seit Chemotherapie-Ende. An einem Tag ging es mir so schlecht, dass ich eine Tablette (Vomex) gegen Übelkeit nahm und den halben Tag schlief. Es folgten dann auch mal wieder zwei völlig beschwerdefreie Tage und ich dachte mir "Toll, die Magenschleimhautentzündung ist endlich weg". Doch dann kam wieder die Übelkeit und es machte mich dann etwas stutzig. Ich roch auch so gut wie ich es von den vorangegangenen Schwangerschaften kannte, aber las diesbezüglich, dass man nach Absetzen des Nuvaring besser riecht. Und so schob ich alle körperlichen Veränderungen auf das Absetzen des Nuvaring und der Magenschleimhautentzündung. Als mir diese Woche wieder so stark übel und der Busen so extrem empfindlich war, bestellte ich einen Schwangerschaftstest. An für sich um mein Gewissen zu beruhigen, dass ich nicht schwanger sein kann. So richtig für voll genommen hatte ich es weiterhin nicht. Nachts um kurz nach 3 Uhr wachte ich auf, weil ich aufs Klo musste und so nahm ich den Test in Angriff. Zwei Minuten warten brauchte ich gar nicht.. da war so schnell ein "+" Zeichen, dass es mich schon selbst wunderte. Dann wartete ich noch kurz bis die Anzeige erscheinen sollte, wie weit ich denn Schwanger sei. Es gab zur Auswahl + 1 Woche, +1-2 Wochen, +2-3 Wochen und + 3 Wochen. Bei mir erschien +3 Wochen. Ich war geschockt und dachte mir "Oh Gott, wie weit bin ich denn schon?" Ich rief bei meiner Frauenärztin um 8 Uhr an um einen Termin zu vereinbaren und kam um 11 Uhr dran.
Mit der Ärztin ging ich durch wann ich meine Tage hatte und sagte ihr, dass meine letzten Tage im Mai allerdings nicht wie gewöhnlich waren und ich nicht sicher bin, ob man diese als richtige Tage zählen könne. Sie sagte noch "Mal schauen ob wir überhaupt etwas sehen, falls Sie erst ganz am Anfang sind". Sie startete den Ultraschall und das Baby war sofort zu sehen. Klar und deutlich. Die Frauenärztin sagte: "Na da muss ich nicht suchen. Da sieht man ganz klar den Kopf, den Körper, die Arme und Beine in der Fruchtblase". Sie tippte das Datum meiner Tage im April ein (Beginn 21.04.) und sprach "Das ist eine absolut zeitgerechte und intakte Schwangerschaft". Sie fragte, ob Sie mich beglückwünschen solle und ich antwortete "Ich weiß es gerade nicht." Sie erfragte meine Ängste und Sorgen und ich antworte ihr, dass wir ein Haus bauen und nur zwei und nicht drei Kinderzimmer haben und dass ich kurz vor meinem Bachelor Abschluss bin und wieder arbeiten wollte. "Diese Entscheidungen kann ich Ihnen nicht abnehmen."
Als ich im Auto mit dem Mutterpass und dem Ultraschallbild in der Tasche saß und nach Hause fuhr, rief mich mein Mann an und fragte was bei dem Termin heraus kam. Ich sagte ihm, dass ich schwanger sei und er war wie ich völlig geschockt. Ich musste erst einmal eine Nacht darüber schlafen um meine Gedanken zu sortieren.
Natürlich war es nicht geplant - aber ich hab ein kleines Wesen in meinem Bauch, dass trotz vermeintlicher Unfruchtbarkeit und Verhütungsring sich durchgekämpft hat. Ich sprach mit meiner Mama und ihre Worte waren "Dieses Kind will unbedingt zu euch". Und ja - dieses Gefühl habe ich auch <3.
Eure Marie
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